01.05.2012

 

 
ein Bericht von Richard Seltmann,
Praktikant vom 27.02.2012 bis zum 30.03.2012 im Berliner Büro von Günter Baumann 



Politik in Zeiten der Krise

Pünktlich am 27.02.12, meinem ersten Praktikumstag, wurde das Griechenland II Paket im Bundestag beschlossen. Es war somit die erste politische Erfahrung, die ich in Berlin machen konnte. Darüber hinaus konnte ich den Bundestagsabgeordneten Günter Baumann in die Arbeitsgruppen Innen und Petitionen der CDU/CSU- Fraktion sowie in die entsprechenden Ausschüsse begleiten, Besichtigungen (u.a. Bundeskanzleramt, Gedenkstätte Hohenschönhausen) unternehmen, oder an Diskussionsrunden mit führenden Politikern (u.a. Wolfgang Boßbach, Vorsitzender des Innenausschusses; Thomas de Maiziere, Bundesverteidigungsminister) teilnehmen.

Ich gebe zu, dass ich mit diversen Vorbehalten in das Praktikum gegangen bin. Allerdings wurde mir mit der Zeit sehr deutlich, dass parlamentarische Demokratie vor allem Kompromiss bedeutet, was immer auch mit Zugeständnissen verbunden ist.

Besonders interessiert hat mich die Arbeit des Petitionsausschusses. Dort werden konkrete Anliegen der Bürger beraten. Im Einzelfall verschwimmen hier die Parteigrenzen- und Ideologien, da das Anliegen des einzelnen Bürgers im Mittelpunkt steht und eine möglich sachgerechte Lösung des Problems angestrebt wird. Der Petitionsausschuss führte mir auch die enorme Bandbreite und Intensität der Arbeit im Bundestag vor Augen. So allein die Tatsache, dass jede der ca. 20.000 Petitionen im Jahr von den Abgeordneten beraten und diskutiert wird. Leider nutzen viele Bürger diese Möglichkeit lediglich dazu, ihrem bloßen Unmut über die Politik freien Lauf zu lassen, ohne eigene Gestaltungs- bzw. Änderungsvorschläge vorzubringen. Das ist insofern schade, da ich selbst die Erfahrung machen konnte, dass Entscheidungen nur nach einer umfassenden und ernsthaften Prüfung gefällt werden, weil das Anliegen eines Bürgers einen sehr hohen Stellenwert genießt.

Zusammenfassend kann ich diese Zeit als sehr erfahrungs- und aufschlussreich bezeichnen. Es bleibt vieles zu hinterfragen und nicht jede Entscheidung wird sich im Nachhinein als richtig erweisen, dennoch habe ich gewissenhafte Politiker erlebt, die mühsam um die aus ihrer Sicht richtigen Mehrheiten ringen. Jeder Veränderungswille benötigt eine Mehrheit zur Umsetzung (das ist im alltäglichen Leben selbstverständlich); diese muss man sich hart erarbeiten.

Es ist empfehlenswert, den mühsamen Prozess der politischen Arbeit in einer parlamentarischen Demokratie einmal „hautnah“ zu erleben. Ich ermutige jeden, sich mit der Arbeit von Herrn Baumann konstruktiv auseinanderzusetzen. Es lohnt sich hinter die Kulissen unseres politischen Systems zu schauen!

Abschließend bedanke ich mich bei Herrn Günter Baumann für die, mir eingeräumte, Möglichkeit, ein Praktikum in seinem Büro im Deutschen Bundestag zu absolvieren.

 


Richard Seltmann mit Günter Baumann im Paul-Löbe-Haus